Mit dem Kopf nach unten?

Queensland Etappe 1: Von Brisbane über die Glass House Mountains nach Eumundi

Vorab einige Anmerkungen zum Linksverkehr: Da wir schon einige Reisen nach UK gemacht haben, war das nicht völlig neu für mich. Mit einem Mietwagen (Rechtslenker) fällt die Umstellung auch leichter, als wenn man mit dem eigenen Auto (Linkslenker) unterwegs ist. Klar, bei bestimmten Situationen wie Kreisverkehr, Rechtsabbiegen und beim Einfädeln in eine mehrspurige Straße muss man sich immer sehr konzentrieren, und es fühlt sich zunächst sehr verquer und ungewohnt an – aber daran gewöhnt man sich von Tag zu Tag besser. Bei zwei Details allerdings fällt mir die Umstellung doch sehr schwer. Das ist zum einen die Anordnung der Hebel am Lenkrad: die ist genau umgekehrt wie ich es gewohnt bin, nämlich Blinker & Fernlicht rechts und Scheibenwischer-Steuerung links. Das mag logisch erscheinen, und in Situationen, wo man überlegt und vorausschauend agieren kann, klappt das auch gut, aber immer dann wenn man schnell und instinktiv reagieren muss, greift man halt zum falschen Hebel. In Zahlen: Am Mittwoch 25. 9., von dem Christa im vorigen Beitrag berichtet hat, habe ich bei strahlendem Sonnenschein ungefähr 40 Mal den Scheibenwischer betätigt, obwohl ich doch eigentlich den Blinker betätigen wollte.

Am Donnerstag, von dem ich hier berichten mōchte, passierte mir das nur noch etwa ein Dutzend Mal, und in den letzten Tagen vielleicht 5 oder 6 Mal am Tag.

Ähnlich ist es auch mit dem Einsteigen: Immer dann wenn man ohne bewußte Überlegung auf das Auto zugeht, steuert man unwillkürlich die gewohnte, also falsche Seite an. Das geht natürlich auch Christa so. Aber auch das klappt von Tag zu Tag besser.

Genug der Vorrede!

Der ursprüngliche Plan sah vor, dass wir erst am Freitag aufbrechen und an diesem Tag bis Hervey Bay fahren wollten, wo wir zwei Übernachtungen vorgebucht hatten.

Martin G. empfahl uns jedoch, lieber noch einen Tag früher loszufahren und eine weitere Zwischenübernachtung einzuplanen, da die Strecke bis Hervey Bay nach gerade überstandener Erkältung doch zu lang und anstrengend sei. Diesem Rat folgten wir, und wir haben es nicht bereut.

Deshalb musste am Donnerstag Vormittag Abschied genommen werden von unseren Gastgebern der ersten Woche. Karen, Martins Partnerin, war gerade durch ein Online-Meeting gebunden, aber mit Martin selber könnten wir noch ein kleines Abschieds-Fotoshooting machen :

Martin & Martin
… und ein Selfie zu dritt mit Christa

Ab Brisbane fuhren wir überwiegend auf dem Bruce Highway, der hier vierspurig ausgebaut ist – also wie eine Autobahn. Er führt von Brisbane bis Cairns im Nordosten Australiens – aber so weit nach Norden wollten wir ja nicht.

Entfernungen ab Brisbane

Ebenfalls einer Empfehlung unserer Gastgeber folgend machten wir noch einen Zwischenhalt in der kleinen Ortschaft Glass House Mountains, um einen Lunch einzunehmen und einen Abstecher in den gleichnamigen Nationalpark zu machen. Dazu verließen wir den Bruce Highway und fuhren eine Zeit lang auf kleineren Straßen.

Die Glass House Mountains sind eine Kette von kleinen Bergen vulkanischen Ursprungs, die dort um jeweils einige hundert Meter über das ansonsten flach-hügelige Gelände auftragen. Eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Siebengebirge bei Bonn, das ja auch vulkanischen Ursprungs ist, lässt sich konstatieren, aber hier waren es nicht 7 sondern 12 Berge, und zumindest einige davon weisen eine noch wesentlich markantere, steil aufragende Form auf. Der Name des Gebirges wurde übrigens von keinem geringeren als von James Cook vergeben, der hier im Jahr 1770 als erster Europäer an der Küste entlangsegelte und sich von der Form der Berge an die Glashütten seiner Heimat Yorkshire erinnert fühlte.

Illustration zur Namensgebung durch den alten Cook

Dies ist aber nur der eine, der vom europäischen Blick geprägte Teil der Geschichte. Der andere Teil ist die mythische Bedeutung, die diese Bergkette für die hier ansässigen indigenen „First Nations“ (aka Aborigines) besitzt.

Über beide Geschichten könnt Ihr noch mehr bei YouTube erfahren – unter anderem über diesen Link.

Leider reichte die Zeit nicht aus um einen der Berge zu besteigen, aber immerhin fuhren wir noch zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man die 12 Berge allesamt sehen kann – wirklich beeindruckend!

Die obigen Fotos hab ich mit meinem Handy gemacht. Wie schon erwähnt, bietet Christas Handy noch weitaus mehr Möglichkeiten hinsichtlich Makro, Zoom etc. Daher hier noch zwei Fotos von Christa im Zoom-Modus, die jeweils einen der Berge dramatisch in Szene setzen:

Mount Coonowrin
Mount Tibrogargan

Was gibt es sonst noch zu berichten von diesem Tag? Noch zwei Dinge. Erstens will ich von einer vergeblichen Suche nach einem Café erzählen. Wir hatten uns dafür entschieden, unser Tagesziel Eumundi nicht direkt anzusteuern, sondern einen kleinen Umweg zu machen entlang der Küste, um von den dortigen Badeorten auch noch ein paar Eindrücke mitzunehmen. Dieser Abschnitt der Region Sunshine Coast ist etwas weniger überlaufen als der südlichere Abschnitt um den Ort Caloundra, der von Brisbane aus schneller zu erreichen ist. Wir fuhren zunächst durch den Ort Marcoola – ein Straßendorf, benachbart zum Flughafen der Region – nicht sehr einladend, aber wir hielten trotzdem dort an, weil wir beide das Bedürfnis nach einer Kaffeepause verspürten. Das war nachmittags gegen 15:15 Uhr. Es gab auch einige Cafés, die aber entweder schon geschlossen waren oder aber im Begriff zu schließen, und uns freundlich erklärten, dass die Kaffeemaschine schon gereinigt und abgeschaltet sei, und dass um diese Zeit im ganzen Ort kein Kaffee mehr zu bekommen sei. Auf unseren verständnislosen Gesichtsausdruck hin schoben sie noch die Erklärung nach, sie hätten ja schon seit 6 Uhr früh geöffnet, und jetzt sei es mal Zeit für den Feierabend. Hmm, allmählich begriffen wir: Die Australier (die meisten jedenfalls) haben einen völlig anderen Biorhythmus als wir. Schon bei unseren Gastgebern Martin und Karen war das so – für sie war es normal, morgens schon vor 6 Uhr aufzustehen und abends um 9 Uhr schlafen zu gehen. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass zumindest dieser Teil des Kontinents zur subtropischen Zone gehört, mithin noch relativ nah am Äquator gelegen ist, und daher gibt es immer nur eine sehr kurze Phase der Dämmerung, aber die Sommertage sind nicht wesentlich länger als die Wintertage. Speziell auch die Urlauber in den Badeorten, insbesondere die Surfer, wollen das Tageslicht optimal ausnutzen und stehen daher schon vor 6 Uhr auf. Darauf stellen sich dann auch die Läden und Gastronomiebetriebe ein, schließen aber auch entsprechend früher – und darum bekamen wir tatsächlich um diese Zeit keinen Kaffee mehr. Eine Erfahrung, die man mal machen muss, um sich dann an den folgenden Tagen darauf einstellen zu können.

Der zweite Ort, an dem wir hielten und von dem ich berichten will, war Coolum Beach. Das war eine halbe Stunde später, da war es schon kurz vor 16 Uhr. Nun, auch hier bekamen wir keinen Kaffee mehr, was uns nun schon nicht mehr so sehr erstaunte. Aber dafür fanden wir diesen Ort wesentlich interessanter als den vorherigen – ein Bisschen mondän, aber nicht zu sehr; interessante und zum Teil ausgefallene Architektur – und hier kamen wir dann auch mal zum Strand. Immerhin war das auf dieser Reise die erste Begenung mit dem Pazifik – sozusagen ein Wiedersehen nach 11 Jahren, denn unsere letzte und zugleich allererste Begegnung mit dem pazifischen Ozean hatten wir beide auf unserer Kanadareise im Jahr 2013 – genauer gesagt auf Vancouver Island.

Strand bei Collum Beach

Dieses Wiedersehen war geeignet, uns beiden mal wieder ein Lächeln aufs Antlitz zu zaubern: