Natürlich hatten wir von der Sightseeing-Tour vom Vortag einige Anregungen mitgenommen, was wir uns in Hobart und in der unmittelbaren Umgebung noch hätten anschauen können, etwa den Gipfel des Mount Wellington. Für den 21. 10., unseren letzten Tag auf Tasmanien, entschieden wir uns aber doch für ein anderes, etwas entfernteres Ziel, nämlich für Bruny Island.
Diese Insel ist der Südostküste Tasmaniens vorgelagert. Man erreicht sie von Hobart aus in etwa einer Stunde Fahrtzeit, nämlich 35 Minuten Autofahrt bis zum Ort Kettering und einer Fährüberfahrt von 25 Minuten Dauer. Um nach der Ankunft der Fähre die interessanten, ja auch spektakulären Orte auf der Insel zu erreichen, müssen noch weitere Strecken mit dem Auto zurückgelegt werden – je nachdem sind das 30, 45 Minuten oder auch mehr.
Tatsächlich besteht Bruny Island aus einer Nord- und einer Südinsel, die nur durch einen Dünenstreifen genannt „The Neck“ (ein Tombolo; ein Sonderfall eines Isthmus) verbunden sind; dieser ist einige Kilometer lang, aber nur wenige hundert Meter breit.
In der Mitte des Tombolo gibt es einen Aussichtspunkt, der über ca. 230 Treppenstufen zu erreichen ist und der zugleich auch ein Gedenkort ist für Truganini, eine historische Figur der hier ansässigen Native People.
Das nächste Ziel, das wir ansteuerten, war die Adventure Bay, ein weiterer „Traumstrand“ Australiens mit historischem Hintergrund, benannt übrigens nach dem Schiff, mit dem hier die ersten Europäer im späten 18. Jahrhundert anlandeten. Auf dem Weg dorthin hielten wir noch kurz am Coal Mining Lookout: Über einige Jahrzehnte hinweg konnte hier mit wenig Aufwand Kohle abgebaut werden, da diese hier tatsächlich nur knapp unter der Oberfläche lagerte – aber das wurde natürlich auch schon vor längerer Zeit eingestellt, da es nicht mehr rentabel ist.
In dem kleinen Ort Adventure Bay angekommen, kehrten wir zunächst ein bei Mari Bruny, um einen Lunch einzunehmen und anschliessend einen kleinen Spaziergang am Strand zu machen.
Anschließend fuhren wir noch eine kurze Strecke über gravel roads ins Landesinnere, um einen weiteren Spaziergang entlang des Mavista Nature Trail zu machen, der durch einen nahezu unberührten Regenwald führt. Am Beginn des Trails gibt es eine Picnic Area, die allerdings schon bessere Tage gesehen hat.
Den Trail selbst aber fanden wir in einem guten Zustand vor, und schon nach wenigen Schritten waren wir absolut fasziniert von der Ruhe, den dieser Ort ausströmt, dem üppigen Grün und den bizarren Formen, die durch wild aufstrebende Bäume und Farne einerseits, aber auch abgestorbene und vom Sturm umgestürzte Bäume andererseits gebildet werden.
Außer unseren eigenen Schritten hörten wir noch Vogelstimmen, das Knarren schwankender Bäume und das Plätschern eines kleinen Bachlaufs, der sich streckenweise entlang des Weges schlängelt – sonst nichts. Ein wirklich magischer Ort!
Auf dem Rückweg machten wir noch zweimal halt, zuerst am Captain Cook Creek, einem kleinen Fluss, der hier in die Adventure Bay mündet, und dann noch einmal an der Adventure Bay selbst, weil ich hier endlich noch einmal im Meer baden wollte.
Tatsächlich war dies das dritte Bad auf der ganzen Reise, denn zuvor hatte ich nur einmal auf Frazer Island gebadet, und einmal (vor Lady Musgrave Island) geschnorchelt. Aber das erste Bad war eben nicht im Meer, sondern im Lake McKenzie, also einem Binnensee, und das zweite war zwar im Meer, aber im Neopren-Anzug, also auch nicht das typische „Baden-im-Meer-Feeling“. Nun gut, das Wasser der Adventure Bay war allerdings doch arg kalt, so dass ich es nicht sehr lange im Wasser ausgehalten habe. Ich bin vielleicht fünfzig Züge lang rausgeschwommen, dann reichte es mir schon, und ich bin umgekehrt. Immerhin blieben dann noch etwa 15 Minuten, in denen ich mich nach dem Abtrocknen noch von den letzten Sonnenstrahlen wärmen lassen konnte.
Danach traten wir den Rückweg an. Wir machten noch Fotos von den Ansammlungen von Briefkästen, die uns schon auf dem Hinweg aufgefallen waren. Die Insel ist eben so dünn besiedelt, dass es sich für die Postboten nicht lohnt, zu jedem einzelnen Haus zu fahren. Deshalb stellen die Insulaner, die fernab einer Hauptstraße wohnen, einen Briefkasten an der nächstgelegenen Hauptstraße auf. Dieses Phänomen war uns auch schon 11 Jahre zuvor auf unserer Kanada-Reise begegnet, in abgelegenen Gegenden von Ontario.
Die Fähre nach Kettering, die wir nahmen, war nicht die letzte an diesem Tag, aber um diese Zeit war nicht mehr viel los. Insgesamt waren noch etwa zehn Autos auf der Fähre. Wir kamen sicher, aber erschöpft in unserem Hotel in Hobart an.