Achtung, dieser Beitrag ist wirklich lang geworden – aber es gibt auch viel zu berichten von diesem Tag!
Am Montag 30. 9. hatten wir eine Tagestour zur Lady-Musgrave-Insel gebucht. Die Insel liegt ein gutes Stück vom australischen Festland entfernt. Es gibt zwei Anbieter, die Touren zu dieser Insel anbieten; der eine fährt von der 1770 Marina aus und gibt die Fahrtzeit über das offene Meer mit gut 90 Minuten an, und der andere fährt von Bundaberg, aber da ist die Fahrtzeit etwa eine Stunde länger. Da wir beide schon mal seekrank waren, und da uns Agnes Water/1770 insgesamt reizvoller erschien als Bundaberg, hatten wir uns schon in der Planungsphase dazu entschieden, die Tour von der 1770 Marina zu buchen.
Leider hatte Christa, wie schon berichtet, sich den gleichen Virus eingefangen, der mich einige Tage zuvor erwischt hatte, und da sie sich schon am Samstag und Sonntag ziemlich mies gefühlt hatte, entschied sie am Sonntagabend, dass sie an dieser Tour nicht teilnehmen wolle. Ich hingegen fühlte mich wieder fit und wollte meine Teilnahme, die ja schon bezahlt war, nicht verfallen lassen. Wir einigten uns also darauf, an diesem Tag getrennte Wege zu gehen. Der Treffpunkt sollte um 7:30 an der Marina sein, also musste der Wecker auf 6:15 gestellt werden. Das Frühstück bestand für mich nur aus einem Kaffee, einem Keks und einem halben Sandwich vom Vortag, und dann los Richtung 1770 (15 Minuten Fahrt mit dem Auto).
Tatsächlich hatte ich um 7:25 mein Auto geparkt und stand um 7:28 in der Schlange zum Einchecken. Nach mir stellten sich aber noch etliche Teilnehmer in die Schlange. Gegen 7:40 kam ich dran, und 10 Minuten später war die Schlange abgearbeitet. Nach dem Einchecken dauerte es aber dann doch noch eine ganze Weile, bis wir auf das Schiff konnten, das uns zur Insel bringen sollte. Tatsächlich war das ein motorisierter Katamaran. Es legte erst gegen 8:45 Uhr ab.
Zum Glück war es nicht stürmisch an diesem Tag, aber wir (also alle Teilnehmer der Tour, das waren knapp 50 Leute) wurden auch bei dieser Fahrt ziemlich durchgeschüttelt. Ich war froh, dass ich vorher noch 2 Tabletten gegen Reisekrankheit genommen hatte. Außerdem wirkte es sich günstig aus, dass ich einen Platz drinnen, aber sehr weit vorne eingenommen hatte, nahe einer offenen Luke die ständig für frische Luft sorgte, und dass ich den Rat befolgte, möglichst ständig einen Punkt am Horizont zu fixieren. Das alles bewirkte, dass mir zwar zeitweise ein wenig flau wurde, aber ich mich nicht übergeben musste. Auch von den anderen Teilnehmern musste keiner einen der bereit gelegen Kotzbeutel benutzen, soweit ich das mitbekommen konnte.
Gegen 10 Uhr kam dann Lady Musgrave Island in Sicht.
Wir näherten uns der Insel zunächst bis auf ca 300 bis 400 Meter, aber dann steuerte unser Schiff eine Position in etwa 800 m Entfernung an und ging dort vor Anker. Das war gegen 10:30.
Die Position war deshalb gewählt worden, weil man dort in recht flachem Wasser schnorchelnd das Korallenriff erkunden konnte. Anschließend legte das kleinere Boot seitlich an, das uns zur Insel bringen sollte. Bei diesem handelte es sich um ein sogenanntes Glasbodenboot.
Schon beim Check-In waren wir in zwei Gruppen eingeteilt worden – bei voller Auslastung der Tour wären es sogar drei Gruppen gewesen. Ich gehörte zur ersten Gruppe und bestieg mit dieser das kleinere Boot, um zur Insel überzusetzen. Auf der Insel gibt es keine Häuser und auch keinen Landungssteg. Vielmehr fuhr das sehr flach gebaute Boot bis auf etwa drei Meter an die Insel heran, und dann wurde ein Steg ausgeklappt, über den man das Boot verlassen konnte um dann noch etwa zwei Meter durch flaches Wasser an Land zu waten. Leider hatten die Anbieter der Tour erst 36 Stunden zuvor mitgeteilt, dass man Schuhe mitbringen solle, die dafür geeignet waren. Solche Schuhe hatte ich leider nicht im Gepäck, und an dem Sonntag hatte ich auch keine Gelegenheit mehr, welche zu kaufen. Also opferte ich ein paar Espadrillos dafür, die ich eigentlich als Hausschuhe verwenden wollte. Nun gut, nach 3 Tagen waren sie auch wieder trocken, sie riechen halt nur noch ein wenig nach Meerwasser. Die Schuhe waren aber tatsächlich nötig, denn man watete nicht auf Sand, sondern auf scharfkantigem Korallenmaterial, das den größten Teil des Strandes ausmacht. Kurz vor dem Landgang hatten wir schon eine der großen Wasserschildkröten im Wasser gesichtet, und eine weitere, die sich an Land in etwa 40 m Entfernung auf einem flachen Felsen sonnte.
Auf der Insel sammelte sich die Gruppe, um dann unter Leitung eines Guide zu einem Rundgang über die Insel aufzubrechen. Der Guide war eine junge Dame, die uns in gut verständlichem Englisch die Fauna (i.W. Vögel) und Flora der Insel erläuterte.
Nicht alle der hier anzutreffenden Vogelarten konnten wir sehen, geschweige denn fotografisch einfangen. Daher soll diese Schautafel hier als Stellvertreter dienen:
Die Flora besteht überwiegend aus bestimmten Bäumen – das sind aber wieder andere Sorten als auf Fraser Island, nämlich solche, die in dem harten Korallenuntergrund wurzeln können. Sie (the guide) erläuterte auch die symbiotische Beziehung zwischen den Bäumen und einigen Vogelarten – das wurde dann allerdings doch so kompliziert, dass ich nicht alles verstand und es hier nicht wiedergeben kann. Zuerst gingen wir etwa eine Viertelstunde lang durch den (niedrigen) Wald, um dann in der zweiten Hälfte die Südspitze der Insel am Strand zu umrunden. Hier gab es zwar am Spülsaum den harten Korallenuntergrund, aber einige Meter vom Meer entfernt gab es Sandstrand, auf dem man barfuß laufen konnte – das war wesentlich angenehmer als in den nassen Espadrillos zu gehen.
Der Rundgang endete dort, wo er begonnen hatte und wo jetzt das Boot die zweite Gruppe zur Insel brachte, um anschließend uns, also die erste Gruppe an Bord zu nehmen.
Während das Glasbodenboot auf dem Hinweg die Distanz vom Hauptboot zur Insel in nur 10 Minuten bewältigt hatte, ließ es sich nun auf dem Rückweg mehr Zeit und steurerte verschiedene Korallenbänke an, damit wir Teilnehmer Gelegenheit bekamen, diese sowie die darin lebenden Fische und Schildkröten zu betrachten.
Dazu muss man wissen: Solange ein solches Boot sich zügig mit Motorkraft bewegt, sieht man durch die Fenster im Boden eigentlich nichts außer Luftblasen. Erst wenn der Bootsführer den Motor ausstellt oder allenfalls ganz sachte tuckern lässt, kann man durch diese Fenster beobachten, was unter dem Boot geschieht. Durch die flache Bauweise kann das Boot sehr nah an die dicht unter der Wasseroberfläche liegenden Korallenriffe heran- und über sie hinwegfahren.
Unser Bootsführer, ein junger Mann von Ende Zwanzig, übernahm bei diesem Teil der Tour auch die Rolle eines Guide und erläuterte wortreich, was es da zu sehen gab. Leider blieben seine Erläuterungen für mich weitgehend unverständlich. Das lag einerseits an dem breiten Slang, den er sprach, anderseits aber auch an der Geräuschkulisse: Teils sprach er gegen den laufenden Motor an, teils auch wurden seine Worte durch das Stimmengewirr der anderen Teilnehmer übertönt. Ich hatte nämlich als letzter das Boot bestiegen und saß daher am anderen Ende des Bootes; außerdem waren viele der anderen Teilnehmer Familien mit Kindern, die sich natürlich mit viel Geschrei darauf aufmerksam machten, was sie jeweils gerade unter Wasser erspäht hatten.
Tatsächlich war ich von diesem Teil der Tour ein wenig enttäuscht, denn die Unterwasserwelt an diesem südlichen Ausläufer des Great Barrier Reef war bei weitem nicht so vielfältig und farbenprächtig, wie man sich das vorstellt bzw vielleicht schon in der einen oder anderen TV-Doku angesehen hat. Das mag auch am Klimawandel liegen, denn bekanntlich führt ja die Meereserwärmung dazu, dass die Korallen ausbleichen und nach und nach absterben. Ob das in diesem speziellen Abschnitt des Riffs auch zutrifft und ob die gleiche Tour vor 20 oder 30 Jahren noch viel spektakulärer gewesen wäre, kann ich nicht beurteilen sondern nur mutmaßen.
Und das Erlebnis an sich ist ja trotzdem sehr eindrücklich gewesen, zumal wir unter Wasser mehr als ein Dutzend Schildkröten beobachten konnten, und auch etliche Fische – allerdings waren das überwiegend kleinere Fische, und ich konnte auch nicht mehr als etwa 8 unterschiedliche Arten ausmachen (und auf den Videos und den wenigen Fotos, die ich gemacht habe, sieht man so gut wie keine davon). Also wie gesagt, dieses Schauspiel blieb etwas hinter meinen Erwartungen zurück – aber vielleicht lag das auch an meinen überzogenen Erwartungen.
Gegen 13:45 machte das Boot wieder seitlich am Katamaran fest, und wir stiegen wieder hinüber. Ein Lunch stand für uns bereit, und es wurde uns erklärt, dass wir nun nach Belieben uns die Zeit selbst einteilen könnten, um sie entweder zum Schnorcheln, zum Baden oder zum Chillen zu nutzen oder eben uns am Lunchbuffet zu stärken. Die Rückfahrt sollte um 15:30 Uhr angetreten werden. Übrigens fuhr das kleine Boot dann noch einmal zur Insel, um auch die zweite Gruppe wieder einzusammeln. Diese Gruppe hatte die Fahrt mit dem Glasbodenboot über die Korallenriffe schon auf dem Hinweg zur Insel erlebt.
Ich entschied mich dafür, das Geschehen zuerst nur ein wenig zu beobachten, dann mit der Schnorchelausrüstung die Unterwasserwelt zu erkunden und zum Schluss erst meinen Lunch einzunehmen. Auf diese Weise konnte ich mir auch ein paar grundlegende Dinge erklären lassen, z.B. wie man vermeiden kann, dass Wasser in den Schnorchel gelangen kann, oder auch was zu tun ist, wenn doch einmal Wasser in die Taucherbrille oder in den Schnorchel gerät. Dazu muss ich noch erwähnen, dass meine spärlichen Vorerfahrungen mit dem Schnorcheln schon etliche Jahre zurück lagen: Das war bei einem Strandurlaub mit meinen Eltern in Scharbeutz an der Ostsee, wo es natürlich längst nicht so viel spannendes unter Wasser zu sehen gab. Damals war ich vielleicht 10 oder 12 Jahre alt, und es gab niemanden, der mir die oben erwähnten Basics erklärt hätte.
Schnorchelausrüstungen, also Taucherbrillen, Schnorchel und Schwimmflossen gab es an Bord in ausreichender Zahl und in unterschiedlichen Größen, sie konnten kostenlos, also ohne Aufpreis benutzt werden. Zusätzlich gab es auch Wetsuits in diversen Größen, die man für nur 20 AUD ausleihen könnte. Außerdem gab es auch die Möglichkeit, sich eine richtige Taucherausrüstung auszuleihen, um Scuba-Diving zu betreiben und so noch tiefer in die Unterwasserwelt einzutauchen. Das wäre dann aber deutlich teurer gewesen, und für mich als ungeübten Taucher dann doch etwas zu abenteuerlich.
Gut, ich zahlte also die 20 Dollar Leihgebühr für den Neoprenanzug, zog ihn an und auch die anderen Teile der Schnorchelausrüstung, und stieg ins Wasser. Tatsächlich war das Schnorcheln, verglichen mit der vorherigen Fahrt mit dem Glasbodenboot, nun noch ein viel direkteres und eindrücklicheres Erlebnis, wenn man sich einem Korallenriff mit eigener Muskelkraft nähern und es auf eigene Faust erkunden kann. Ich habe nicht genau auf die Uhr gesehen, blieb aber wohl gut 20, allenfalls 30 Minuten im Wasser. Besonders spektakuläre Dinge gibt es nicht zu berichten: ich sah an dieser Stelle keine Schildkröten mehr und auch keine Rochen, dafür aber noch einige weitere Fischarten, teilweise auch kleine Fischschwärme. Die zuvor gelernten Techniken konnte ich allesamt gut gebrauchen und einsetzen. Videos habe ich dabei nicht gemacht, denn ich hatte keine wasserdichte Sportkamera bei mir, und mein iPhone macht nicht den Eindruck, dass es absolut wasserdicht sei. Außerdem hätte das Hantieren mit einer Kamera mich vom eigenen Erlebnis, aber auch von den Dingen, die beim Tauchen bzw Schnorcheln zu beachten sind, abgelenkt. Aber auch ohne „Beweisvideo“: es war ein einmaliges Erlebnis!
Nachdem ich wieder an Bord zurückgekehrt war, entledigte ich mich des Anzugs und der Flossen, trocknete mich ab und konnte dann endlich meinen Lunch einnehmen.
Wie geplant setzte sich unser Katamaran gegen 15:30 wieder in Bewegung und setzte Kurs auf die Marina am Festland. Das Meer war auf der Rückfahrt noch etwas ruhiger als am Morgen auf dem Hinweg.
Was aber noch zu berichten ist: auf dem Rückweg sichteten wir auch einige Wale. Ich konnte nicht genau ausmachen, wie viele es waren und von welcher Art; jedenfalls waren es mittelgroße Tiere, vielleicht 6 oder 8 Meter lang, und es waren mindestens 2, vielleicht auch 3 oder 4. Der Kapitän verlangsamte die Fahrt, um uns Fotoshootings zu ermöglichen. Das dauerte insgesamt etwa knapp 20 Minuten. In dieser Zeit konnte ich einige Male die charakteristische Fontäne beobachten und auch auf Video bannen.
Beobachten konnte ich übrigens auch den berühmten Schlag mit der Schwanzflosse beim Abtauchen eines Wals – allerdings sah ich das nur zweimal, und ich konnte es leider auch nicht als Video aufnehmen – dazu ging es zu schnell.
Durch den Stop bei den Walen kamen wir dann erst gegen 17:40 Uhr am Ausgangspunkt der Tour wieder an – erschöpft, aber auch beglückt von all den Eindrücken!