Mit dem Kopf nach unten?

Etappe 7, in NSW: Von Upper Crystal Creek nach Korora bei Coffs Harbour

Während die meisten vorherigen Unterkünfte von unserer Reiseagentur gebucht worden waren, steuerten wir an diesem Tag (Sonntag 6. 10.) die erste in einer Reihe von Unterkünften an, die wir selbst hatten buchen müssen. Der Grund ist, dass die Agentur nur mit speziell ausgewählten Unterkünften zusammenarbeitet, die fast alle nur Buchungen für mindestens zwei Nächte akzeptieren. Für die jetzt vor uns liegenden Streckenabschnitte bis Sydney hätte uns das aber zuviel Zeit gekostet – daher hatten wir 3 Etappenziele eingeplant, an denen wir jeweils nur für eine Nacht bleiben wollten. Die erste dieser Übernachtungen hatten wir im Opal Cove Resort gebucht, einer großen Hotelanlage, die postalisch zu Korora gehört, einem kleinen Vorort der Küstenstadt Coffs Harbour. Unsere Maps-Anwendungen hatten für diese Etappe eine Streckenlänge von 277 km und eine Fahrtdauer von knapp 3 Stunden ermittelt.

Wir hatten uns vor der Abfahrt darauf geeinigt, dass wir als erstes Zwischenziel den Ort Byron Bay und dort den Cape Byron Lighthouse ansteuern wollten, weil das nicht weit ab von unserer Strecke lag und er spektakuläre Ausblicke zu bieten versprach. Leider erwies sich dieser Plan jedoch als nicht bzw. nur mit unverhältnismäßig großem Zeitaufwand umsetzbar. Dafür fuhren wir nämlich bei Araluen vom Highway ab, gerieten dann aber sehr bald in einen innerörtlichen Stau, bedingt u.a. durch Baustellen und Umleitungen, der sich bis zum Stadtzentrum von Byron Bay und noch weiter, fast bis zu unserem Zwischenziel erstreckte. Es kam aber noch schlimmer, denn als wir dort ankamen, stellten wir fest, dass es in der Nähe des Leuchtturms nur knapp 30 Parkplätze gab, und die waren alle belegt. Man konnte auch nicht warten, bis einer der Parkplätze frei wurde, denn der Leuchtturm lag auf einer Anhöhe, und die Straßen dorthin und von dort weg waren im Umkreis von 1,5 km als Einbahnstraßen gekennzeichnet und außerdem mit strengen Halteverbot -Schildern gespickt. Wir hätten also, um erneut zu unser Glück zu versuchen, zunächst den ganzen Hügel wieder runter und dann wieder hoch fahren müssen – das wollten wir dann doch nicht und fuhren daher unverrichteter Dinge wieder zurück zum Highway, nicht ohne uns zuvor an einer Tankstelle mit Kaffee zu versorgen. Der ganze vergebliche Versuch hat uns leider etwa eine Stunde gekostet.

Zu erwähnen ist auch, dass in der Nacht von Samstag auf Sonntag in NSW (anders als in Queensland) eine Umstellung auf Sommerzeit erfolgt war. Ja, man muss es sich immer wieder klarmachen: Daheim ist es jetzt Herbst und geht auf den Winter zu, hier aber sind wir mitten im Frühsommer.

Als nächstes möchte ich ein paar Erläuterungen zum Thema „Rasten am Highway“ geben. Ich erwähnte ja schon: Die Highways hier sind zwar in der Nähe der Großstädte meist vierspurig und kreuzungsfrei ausgebaut, also wie die Autobahnen bei uns. In den weniger dicht besiedelten Regionen sind sie nur zweispurig, mit Überholspuren in gewissen Abständen, aber hier gibt es auch Abfahrten, die nicht kreuzungsfrei sind, d.h. es gibt Rechtsabbieger-Spuren (immer dran denken: das entspricht hier unseren Linksabbieger-Spuren!), und manchmal sind dort auch Wendemanöver (U-turns) erlaubt.

An den Highways gibt es in Abständen von etwa 25 bis 50 km Schilder, die auf eine „Recreation Area„ hinweisen und die Fahrer ermahnen, oft genug eine Pause einzulegen. Diese Schilder enthalten auch Piktogramm-Angaben darüber, welche Service Facilities an der jeweiligen Anlage zu finden sind (z. B. Toiletten, Tankstelle usw). Das ist wichtig, denn diese Recreation Areas sind bei weitem nicht so stark genormt und reglementiert wie unsere Autobahnraststätten in Deutschland. Wenige sind so, wie wir das von daheim kennen. Manche entsprechen eher den Parkplätzen mit Toilettenanlage bei uns, viele entsprechen auch eher dem, was wir als Autohof kennen, d.h. man fährt vom Highway ab und findet dann direkt dort oder in der Nähe eine Tankstelle, einen Restaurationsbetrieb oder auch beides. Problem dabei: Auf den Hinweisschildern steht zwar, wie weit es noch zu der Ausfahrt ist, die man nehmen muss um zu dieser Recreation Area zu gelangen, aber die Entfernung von der Ausfahrt bis zur Rastanlage ist nicht angegeben, und oft ist es uns auch passiert, dass wir an einer Ausfahrt abgefahren sind und dann am nächsten Kreisel keinerlei Hinweise mehr vorfanden, welche Richtung wir wir denn nun einschlagen müssten, um zu tanken oder andere Bedürfnisse zu befriedigen. Nun, da konstatiere ich noch etwas „room for improvement“.

Bei manchen dieser Recreation Areas ist es auch so, dass fest installiert nur Toiletten und einige Picknick-Plätze (oft überdacht) vorhanden sind, aber zusätzlich steht dort noch ein Food-Truck, der dann manchmal sogar eine Tasse Tee oder Kaffee umsonst anbietet, und auch Kekse und/oder Kuchen. Das sind dann oft Angebote von gemeinnützigen Vereinen wie Lions Club oder Rotariern. Die freundlichen Damen und (seltener) Herren verfolgen das löbliche Ziel, die Autofahrer vor Unfällen durch Übermüdung zu bewahren – und vielleicht auch ein bisschen Werbung für ihre Organisation zu machen.

So war es meiner Erinnerung nach auch bei unserem zweiten Halt auf dieser Etappe – allerdings kann ich mich nicht mehr erinnern, wo genau das war. Möglicherweise war es an der Ausfahrt Ballina (siehe drittes Bild unten).

Was ich erinnere, ist, dass wir mehrmals Brücken über sehr breite Flüsse befuhren, die direkt in den Pazifik oder in die Tasmanische See münden – meist ohne ein ausgeprägtes Flussdelta zu bilden. Einer dieser Flüsse war der Richmond River, den wir bei Broadwater kreuzten und der bei Ballina ins Meer mündet. Ein weiterer war der Clarence River, den wir bei Maclean überquerten und an dessen Mündung der kleine Ort Yamba gelegen ist.

Brücke über den Clarence River …
… aus dem fahrenden Auto aufgenommen

Südlich von Maclean verläuft der Highway etwa 20-30 km westlich der Küstenlinie, um dann bei Woolgoolga wieder auf die Küste zu treffen. Er umfährt dabei den Yuraygir National Park – den hätten wir uns eigentlich sehr gerne angesehen, da er in verschiedenen Blogs anderer Reisender sehr gerühmt wird, aber leider reichte unsere Zeit und auch unsere Energie an diesem Tag dafür nicht aus – auch wegen des vorherigen Zeitverlust in Byron Bay.

Den letzten Zwischenhalt an diesem Tag machten wir in der Kleinstadt Woolgoolga, und zwar hauptsächlich weil wir uns hier mit einem Kaffee stärken und für den Abend mit einem Sixpack Bier ausstatten wollten. Wie in Kanada bekommt man Wein, Bier und Spirituosen nicht in Supermärkten oder an Tankstellen, sondern nur in dezidierten Läden für alkoholische Getränke. In Kanada heißen sie Liquor Store, hier nennt man sie Bottleshops.

Noch während wir den örtlichen Bottleshop ansteuerten, war uns ein Gebäude in etwa 300 m Entfernung aufgefallen, das durch seine fernöstliche Architektur und seinen reichen Goldschmuck besonders ins Auge fiel. Wir erkundigten uns im Bottleshop danach und erfuhren, dass es sich um den örtlichen Sikh-Tempel handele. Wie aus dem oben verlinkten Wikipedia-Beitrag zu erfahren ist, gibt es nämlich an diesem Ort eine besonders große Community von Einwanderern, die aus dem Punjab stammen und Anhänger der Sikh-Religion sind. Sie erbauten hier den ersten Sikh-Tempel Australiens, wenig später auch den ersten Gurdwara (Tempel höheren Ranges) Australiens und in späteren Jahren auch ein „Sikh Heritage Museum of Australia“. Wir gingen aber in keines dieser Gebäude hinein, sondern machten nur ein paar Fotos.

Gurdwara in der Totale
Inschrift über dem Haupttor

Wer mehr über die Geschichte dieser Sikh-Community erfahren möchte, kann das hier nachlesen.

Um kurz vor 17 Uhr trafen wir dann in unserem Hotel Opal Cove Resort ein.

Nach dem Check-In gönnten wir uns eine kurze Ruhepause, um dann den hoteleigenen Strand in Augenschein zu nehmen:

Korora Beach, Blick nach Süden

Der Strand war durchaus ansprechend und präsentierte sich uns in einer schönen Abendstimmung – aber natürlich war es jetzt, kurz vor Sonnenuntergang, zu kalt zum Baden.

Blick nach Norden
Details im Zoom- Modus …
Die Hotelanlage, vom Strandabgang aus gesehen

Danach nahmen wir ein Dinner im Restaurant des Hotels ein. Das Essen war gut, kann man sagen, aber mit der Spitzenqualität, die wir an den Abenden zuvor in Upper Crystal Creek genießen durften, konnte es bei weitem nicht mithalten.

Hier noch eine Impression von der weitläufigen Lobby der Hotelanlage …
… und ein Blick auf den Pool-Bereich, beides am nächsten Morgen aufgenommen, kurz bevor wir zur Weiterreise aufbrachen