Für den Abend des 16. Oktober hatten wir schon über das Reisebüro die Teilnahme an einer zweistündigen Tour zur Pinguin-Beobachtung gebucht – siehe folgender Beitrag.
Für tagsüber hatten wir uns vorgenommen, eine Wanderung im Freycinet National Park zu machen, und zwar zu einem der beliebtesten Wanderziele in dieser Region, der Wineglass Bay, die auch als einer der schönsten Strände der Welt gilt, aber eben nicht direkt mit dem Auto erreicht werden kann. Freycinet ist eine Halbinsel, die durch eine Landzunge (aka Isthmus) mit der Hauptinsel Tasmanien verbunden ist. Die Wanderung startet von einem Parkplatz auf der Westseite der Landzunge, steigt an bis zu einem Sattel zwischen zwei Bergen und verläuft dann bergab bis zur besagten Bucht auf der Ostseite. Komoot stuft die Wanderung als mittelschwer ein und gibt als Dauer für Hin- und Rückweg 2h 20 min an – na, uns war schon klar, dass das eher knapp gerechnet ist. Trotzdem: Das erschien uns machbar, zumindest als wir beim Frühstück die Tagesplanung besprachen. Für die Autofahrt bis zum Ausgangspunkt mussten wir 45 min einkalkulieren (einfache Strecke).
Leider kamen wir aus verschiedenen Gründen nicht so zeitig los wie eigentlich beabsichtigt. Der Vormittag verging mit diesem und jenem, und es war schon 13 Uhr, als wir losfuhren. Dann meldeten sich auch noch unsere knurrenden Mägen, sodass wir in dem kleinen Ort Coles Bay anhielten, um einen Lunch einzunehmen.
Es folgte noch ein Stopp am Visitor Centre des Nationalparks, wo wir unsere Eintrittsgebühr entrichteten und uns auch mit einer Landkarte ausstatteten.
Tatsächlich war es kurz vor 15 Uhr, als wir am Parkplatz ankamen. Damit war klar, dass die Zeit nicht reichen würde, um die Wineglass Bay zu erreichen, zumal die Karte dafür 2,5 bis 3 Stunden für Hin- und Rückweg angab. Aber es gab auch noch eine abgespeckte Variante der Wanderung, nämlich bis zum Sattel und von dort zu einem nahegelegenen Aussichtspunkt, von dem aus man die Bucht wenigstens von weitem würde sehen können. Dafür gab die Karte 1 bis 1,5 Stunden an, hin und zurück.
Wir machten uns also auf den Weg und machten auch jede Menge Fotos mit unseren Handys – was ja bekanntermaßen auch etwas Zeit kostet. Der Weg war gut beschildert und verlief anfangs nur sanft ansteigend.
Später kamen eine Reihe von Stufen und dann Serpentinen, die sich den Hang hinauf wanden, mehr oder weniger steil abfallend mal nach links, mal nach rechts.
Nun, kurz gesagt, Christa fühlte sich an dem Tag nicht richtig fit und auch unsicher auf dieser doch recht bergigen Wegstrecke, daher erklärte sie nach etwa der Hälfte des Anstiegs, sie wolle nun umkehren. Ich selbst wäre gerne noch weiter gegangen bis zum besagten Lookout, gab aber dann nach und wir kehrten um.
Schade einerseits, andererseits hatten wir aber trotzdem einige grandiose Ausblicke. Als wir wieder am Parkplatz ankamen, waren somit nur etwa 50 Minuten vergangen.
Um die eingesparte Zeit zu nutzen, einigten wir uns darauf, noch einen weiteren Aussichtspunkt anzusteuern, das Cape Tourville. Dazu mussten wir auf dem Rückweg noch einen kleinen Umweg von etwa 5 km auf gravel roads machen, um dann von einem weiteren Parkplatz aus einen Rundweg von 20 Minuten unterhalb des Cape Tourville Lighthouse zu gehen. Auch hier boten sich beeindruckende Ausblicke.
Gegen 18 Uhr kehrten wir zurück zu unserem Cottage und waren froh, dass noch genug Zeit blieb um uns vor der abendlichen Tour noch ein wenig auszuruhen.
Ein unappetitliches Detail wäre noch zu ergänzen zur Herkunft des Namens „Wineglass Bay“. Zwei Tage später nämlich nahmen wir Teil an einer Führung in Port Arthur, zig Kilometer weiter südlich. Dabei kam die Wineglass Bay auch zur Sprache, und der dortige Guide fragte in die Runde, ob wir denn wüssten woher der Name komme. Dann schob er nach: Die meisten Leute glaubten, die Bucht heiße so wegen ihrer Form, die – auf der Landkarte betrachtet – an ein Rotweinglas erinnert. Das sei auch nicht falsch – aber es gebe eben auch einen zweiten Grund, der damit zusammenhänge, dass in dieser Region früher sehr viel Walfang betrieben wurde. Es kam in dieser Zeit wohl häufig vor, dass die Walfänger einen erlegten Wal in diese Bucht schleppten, um ihn zur zerlegen und auszuweiden, und dann färbte sich das Wasser in der Bucht eben vom Blut des Wales rot wie Wein …
(Gut, dass Walfang schon seit vielen Jahren weitgehend verboten ist weltweit, aber es gibt leider immer noch Ausnahmen bzw. Länder wie Japan und Island, die das Verbot umgehen.)