Der Dienstag begann damit, dass ich mir vor dem Frühstück noch ein Bad im Pool unserer phänomenalen Unterkunft gönnte.
Danach nahmen wir ein Frühstück im Freien ein – für mich ein Novum an diesem Ort, aber Christa hatte das ja schon am Vortag genießen können. Dabei muß man allerdings höllisch aufpassen, dass einem keiner der Kookaburras, die ringsum auf den Bäumen lauern, die Toastscheibe vom Teller klaut!
Dann hieß es Packen und Abschied nehmen von unserer Unterkunft Agnes Water Stays. Ringsum gibt es einige interessante Nationalparks – wir hätten also gut und gerne noch zwei weitere Tage hier verbringen können. Aber die Reiseplanung sah das nicht vor. Immerhin wollten wir aber vor der Weiterreise noch einen kurzen Abstecher zum nördlichsten Zipfel der Landzunge machen, auf der der Ort Seventeen Seventy liegt, nämlich zum 1770 Lookout. Wobei, um der Wahrheit die Ehre zu geben, muss ich sagen: Eigentlich waren wir nicht an dem Lookout selbst, der wirklich an der Spitze dieser Landzunge liegt, sondern wir waren nur an dem nächstgelegenen Punkt, den man bequem mit dem Auto erreichen konnte, und haben dort einen kleinen Spaziergang und einige Fotos gemacht. Zum Lookout hätten wir hin und zurück noch einen Fußweg von einer Stunde gehen müssen – das war uns dann doch zu zeitaufwendig.
Tatsächlich wandelten wir hier auf historischen Pfaden. Ähm – wer nun vermutet, dies sei der Ort, an dem James Cook als erster Europäer auf dem Kontinent Australien an Land gegangen sei, liegt knapp daneben, und das in doppelter Hinsicht. Erstens war Cook zwar der erste Brite, der den Kontinent (im Jahr 1770) betrat, nicht aber der erste Europäer – denn Seefahrer anderer Nationen, insbesondere Portugiesen, Spanier und Niederländer hatten den Kontinent schon im 16. und 17. Jahrhundert gesichtet und zum Teil auch betreten; sie hatten ihn aber nicht so gründlich erforscht und kartographiert wie Cook und sein Expeditionsteam es im 18. Jahrhundert tat. Und zweitens ging Cook eben nicht hier erstmals auf diesem Kontinent an Land, sondern an anderer Stelle – das war im April 1770 in der Botany Bay, die heute zum Stadtgebiet Sydneys und somit zum Bundesstaat New South-Wales (NSW) gehört. Richtig ist aber, dass dies die zweite Stelle war, an der Cook und Mitglieder seiner Schiffbesatzung in Australien an Land gingen – und zugleich die erste Stelle, die in Queensland liegt. Darauf legen die Queensländer großen Wert!
Die Bustard Bay, an der der historische Landgang stattfand, łiegt auf der westlichen, geschützteren Seite der Landzunge. Sie ist relativ flach und war daher wohl gut geeignet.
Bustard ist übrigens nicht mit Bussard zu übersetzen, sondern mit Trappe, einer hier häufigen Vogelart.
Auf der gegenüber liegenden östlichen Seite der Landzunge sahen wir noch eine andere kleine Bucht – wesentlich malerischer und mit dramatischem Wellengang.
Danach brachen wir dann auf in Richtung Maryborough. Einen kurzen Halt machten wir noch an der gleichen Tankstelle, an der wir zwei Tage zuvor schon einmal gehalten hatten, um uns zu stärken.
Für die restliche Strecke bis Maryborough hätten wir natürlich die gleiche Route nehmen können wie auf dem Hinweg zwei Tage zuvor. Das fanden wir aber zu eintönig und entschieden uns daher für eine Route, die ein längeres Stück auf dem Bruce Highway verläuft. Schon auf dem Hinweg hatten wir uns darüber gewundert, dass Google Maps dafür fast die gleiche Entfernung, aber eine um 12 Minuten längere Fahrzeit angibt. Nun, schon recht bald sollten wir den Grund dafür erfahren: Nach etwa 10 Kilometern hörte die Alphaltdecke auf, und vor uns lag eine Schotterpiste mit mal mehr mal weniger Schlaglöchern, auf der man bestenfalls 60, meist aber nur 40-50 und manchmal auch nur 30 km/h fahren konnte. Die einzige Ortschaft, die wir auf dieser Strecke passierten, heißt Lowmead und hat gerade mal 179 Einwohner. Dazwischen liegen noch ein paar einzeln stehende Häuser und Gehöfte. Immerhin weist ein Schild darauf hin, dass hier täglich ein Schulbus verkehrt. Von den etwa 40 km zwischen Taunton und der Auffahrt auf den Bruce Highway waren etwa 20 nicht asphaltiert – da mussten wir halt durch!
Eines gibt es aber doch noch zu berichten von diesem Teilstück der Reise: Wir hatten zweimal Begegnungen mit kleinen Echsen, vermutlich Waranen, die mitten auf der Straße saßen und sich sonnten. Von weitem waren sie aber nicht so leicht als solche zu erkennen. Ich wunderte mich nur darüber, dass da anscheinend ein kurzes Aststück auf der Straße lag, das so geformt war, dass es etwa 10-12 cm schräg in die Luft ragte. Erst als ich auf etwa 30 m herangekommen war, merkte ich, dass es sich wohl um ein lebendes Tier handeln musste, machte eine Vollbremsung und fuhr dann langsam an dem immer noch regungslos Tier vorbei. Erst als ich schon seitlich auf gleicher Höhe war, sah Christa es mit einem Satz zur Seite wegspringen. Wenige Kilometer später hatten wir noch eine ähnliche Begegnung, allerdings an einer Stelle, wo die Straße gerade mal wieder für ein kurzes Stück asphaltiert war und wo ich deshalb etwas schneller fuhr – vielleicht 70. Ich war ja nun schon vorgewarnt und erkannte schon etwas früher, dass es ein Tier und kein Stück Holz war, aber diesmal konnte ich nicht bremsen sondern nur mein Fahrzeug so lenken, dass ich das Tier „zwischen die Räder nahm“; ich gehe davon aus, dass es das überlebt hat. Somit kann ich mir als „gute Tat des Tages“ zugute halten, dass ich zwei Warane durch umsichtige Fahrweise am Leben gelassen habe.